Tongariro Alpine Crossing

In der Schweiz können wir Meteo schauen und dann wissen wir – recht zuverlässig – ob wir am nächsten oder übernächsten Tag wandern können. Hier nicht. Bei I-SITE bekommt man einen Ausdruck vorgelegt, mit Daten die nichts sagen. Einheimische sagen alle etwas anderes und immer maybe, maybe… Und im Internet findet man 4 Wetterberichte, die sich gegenseitig diametral widersprechen… Gibt es hier in Neuseeland kein Thomas Bucheli? Auf alle Fälle mutiert meine Reise in Neuseeland zu einer Bildungsreise in Sachen Meteorologie. Ich studiere Isobarenkarte, Niederschlagskarten und diverse Vorhersagen um daraus eine Wahrscheinlichkeit herauszufinden 😀 Aber das Wetter hier ist einfach zu unberechenbar… Auf alle Fälle habe ich zwei Tage gewartet, nun „soll“ es am Samstag schönes Wanderwetter kommen!

Man muss schon verrückt sein, um 6pm freiwillig aufzustehen *Kopfschüttel* So früh stehe ich nicht mal auf, wenn ich zur Arbeit muss 😀 Aber so kann ich gemütlich mich vollstopfen äh frühstücken, denn eine lange Wanderung steht bevor. Der Shuttlebus bringt uns zum Ausgangspunkt der Wanderung, ein voller Shuttlebus nur von unserer Backpackers? Ich rechne schon: Wieviele Backpackers, Motel und Hotel gibt es hier in Turangi? Und der Bus hat seine besten Zeiten wohl hinter sich, kaum kommt eine Steigung fährt er nur noch 20… Ähnlich wie meine Gurke 😀 Kommen wir heute, oder erst morgen an? Wir sind aber doch rechtzeitig beim Ausgangspunkt angekommen. Hier fühle ich mich in mitten einer Ameisenhaufen, einfach Menschen statt Ameisen. Fast im Minutentakt kommt ein Shuttlebus… Das wird ja eine rechte Völkerwanderung… Das Wetter: Es hat dunkle Wolken, aber dünn und zwischen durch scheint die Sonne. Ich als Wetterexperte weiss aber, diese dünne Wolkenschicht wird sich mehrheitlich bald auflösen 🙂
Die ersten paar km waren echt mühsam: Drei viertel Langsame mussten überholt werden, während der letzte Viertel mich überholen musste, dumm nur, dass es hier kein dreispuriger Wanderweg gibt 😀 Einige Kilometer weiter beruhigte die Situation, die drei viertel Langsamen sind noch im Tal, während der letzte Viertel schon auf dem Gipfel ist. So hat sich die Menschendichte auf ein erträgliches Mass reduziert 🙂 Auf meiner Reise durch Neuseeland treffe ich auf sehr viele Deutsche und Franzosen, aber fast keine Schweizer. Aber nicht hier auf dem Wanderweg, immer wieder höre ich schweizerdeutsch. So entstanden auch manche nette Gespräche und Unterhaltung auf dem Weg zum Gipfel äh zum Krater 🙂 insgesamt gehts 900m in die Höhe, der Red Crater ist ca. 1900m hoch. Nach leicht strenger Aufstieg komme ich oben an, völlig Baff stehe ich nun am Kraterrand. Zwar kein Lava in Sicht 😀 aber sowas habe ich doch noch nie gesehen – wie eben der Name sagt, ein roter Krater! Und es ist schon ein spezielles Gefühl, vorallem mit dem Wissen, dass er jederzeit ausbrechen könnte, auch wenn der letzte schon fast vor 200 Jahren statt fand. Der Nachbar Vulkan Tongariro brach aber zuletzt 2012 aus. Ein bisschen weiterlaufen, da kommt schon das nächste Spektakel, die grün schimmernde Seen und neben dran dampfen irgendwelche Gase. Den Schwefel riecht man schon (Für diejenigen die im Chemie-Unterricht geschlafen und/oder die Nase zu hatten: Es stinkt wie nach faulen Eiern). Es ist aber erträglich, so dass ich auch gleich neben dran ein Picknick mache 😀 Und das Wetter, der Wetterexperte hatte recht: Recht sonnig, ab und ab streift ein Wölkchen vorbei, das ist Wanderwetter! Von den Emerald Lakes an geht der Weg nach kurzer Anstieg wieder runter ins „Tal“, das waren allerdings laaange restliche 10km… Aber es gibt eine schöne und weite Aussicht über die zentrale Hochebene! Nach 6h Stunden inkl. Mittagspause, vielen Verschnauf- und Fotostopps komme ich wieder unten an. Das DOC (Departement of Conservation) gab im Prospekt 7 bis 9h reine Laufzeit an… Ja, die letzten drei Viertel sind ja auch noch nicht angekommen 😀

Es war eines der schönsten Wanderungen die ich je gemacht habe, die Landschaft ist anders genial, so ein Mix zwischen Mond-, Mars- und Erdelandschaft 😀 (Nur die Menschenmasse müssten nicht sein…) Und es hat so viele schöne und farbige Vulkansteine. Wenns nicht verboten wäre, wäre ich mit einem Rucksack voller Steine zurückgekehrt 😀